Factoring – Was es für Unternehmen bedeutet

Zumindest gehört von Factoring haben schon viele Unternehmer. Nicht jedem ist jedoch ganz klar, was es im Detail bedeutet. Was versteht man darunter, und was für Optionen bietet es Firmen? Welcher Vorteil kann damit einhergehen?

Klar ist: Factoring ist eine Form der Unternehmensfinanzierung, die sich steigender Beliebtheit erfreut. Besonders in bestimmten Branchen sind solche Lösungen verbreitet, etwa im Handel oder Maschinenbau. Der Aufkauf von Forderungen ist auch durch Basel II beliebt. Hierbei handelt es sich um Eigenkapitalvorschriften vom Basler Ausschuss für Bankenaufsicht. Durch einen Forderungsverkauf kann die Eigenkapitalquote von Firmen erhöht werden. Das kommt der Bilanz zugute, denn die Forderungen tauchen dort nicht mehr auf. Die Bonität des Unternehmens wird verbessert.

Nicht nur für große, sondern auch für mittelständische Unternehmen kann eine entsprechende Kooperation sinnvoll sein. Die Liquidität kann so gesteigert werden.

 

Factoring Definition: Was versteht man darunter?

Wenn eine Firma offene Forderungen an Dritte verkauft, spricht man von Factoring. Der Vertragsgegenstand sind unbezahlte Rechnungen von säumigen Kunden, sogenannten Debitoren. Sie sind aus bereits erbrachten Leistungen oder gelieferten Waren entstanden. Der Verkauf einer Forderung nennt sich auch Forderungszession.

Das aufkaufende Factoring-Unternehmen – der Factor – besitzt die Forderung dann. Es macht die angekauften Forderungen geltend. Die veräußernde Firma, der Factoring-Kunde, hat damit hingegen nichts mehr zu tun.

 

Wie funktioniert Factoring?

Wenn die Aufforderung zur Zahlung von offenen Rechnungen an einen Factor verkauft wird, gehen damit bestimmte Aspekte einher. Es kommt allerdings darauf an, für welche Variante Sie sich als Kunde entscheiden.

Entscheidend ist einerseits die Finanzierungsfunktion. Ihr Vertragspartner finanziert den offenen Betrag vor. Er springt für den Schuldner ein und verlangt die fällige Summe anschließend vom ihm. Als verkaufendes Unternehmen profitieren Sie davon, dass die Wartezeit wegfällt. Es ist üblich, dass man nur einen gewisser Teil der Gesamtsumme vorfinanziert. Dies macht 80 bis 90 Prozent des Gesamtbetrags aus. Die verbleibende Summe dient dem Factor als Sicherheitseinbehalt.

Hinzu kommt das Delkredere. Hierbei handelt es sich um eine Versicherungsfunktion. Sie bedeutet für Sie als Kunden einen Ausfallschutz. Falls der Schuldner nicht zahlt, trifft Sie das finanziell nicht. Die Versicherung trägt das Risiko dafür, dass der Betrag beglichen wird.

Ebenfalls zum Leistungsumfang gehört das Debitorenmanagement. Diese Dienstleistungsfunktion umfasst das Management der Debitoren. Sie beinhaltet die Bonitätsprüfung von Kunden, das Verschicken von Mahnung und Inkasso-Leistungen. Das heißt, dass Sie sich um diese Aufgaben nicht mehr selbst kümmern müssen.

 

Unterschiedliche Varianten der Forderungszession

Für mögliche Auftraggeber sind besonders die unterschiedlichen Varianten vom Forderungsverkauf interessant. Unterschieden wird üblicherweise zwischen

  • Standard-Factoring, auch Full-Service-Factoring genannt. Diese Art meint den vollen Umfang aller Factoring-Funktionen. Sie beinhaltet die Finanzierungsfunktion, die Delkrederefunktion sowie das Debitorenmanagement.
  • Inhouse-Factoring, auch Bulk-Factoring genannt. Hier nutzen Sie unsere Finanzierung und übertragen uns das Delkredere. Um das Debitorenmanagement kümmern Sie sich jedoch selbst.
  • Fälligkeitsfactoring. Als Kunde verzichten Sie bei dieser Variante auf die Finanzierungsfunktion. Sie übertragen uns jedoch das Delkredere und das Management der Schuldner.

 

Der Unterschied zu Inkasso

Factoring ist nicht dasselbe wie Inkasso. Trotzdem werden die beiden Begriffe häufig synonym verwendet. Es gibt jedoch entscheidende Unterschiede zwischen beiden Varianten. Ihnen ist gemein, dass es sich um Wege zur Eintreibung von Schulden handelt.

Inkassoleistungen werden in Auftrag gegeben, wenn ein Kunde bereits säumig ist. Das ist beim Factoring nicht zwangsläufig der Fall. Es kann sich auch um mögliche zukünftige Forderungen handeln.

Bei einem Inkassoauftrag handelt das Inkasso-Unternehmen im Auftrag des Vertragspartners. Die Ansprüche gehören jedoch weiterhin der betreffenden Firma. Der Factor ist hingegen durch den Forderungsverkauf seines Vertragspartners selbst der Gläubiger.

Bei Inkasso trägt der Kunde das Ausfallrisiko. Beim Factoring wird es hingegen auf den Factor übertragen. Der Factor geht in Vorleistung. Er nimmt das Risiko in Kauf, dass die Debitoren ihre Schulden nicht zahlen.

 

Was bringt Factoring?

Für Firmen hat der Verkauf von offenen Forderungen entscheidende Vorteile.

So können Sie das Risiko, das mit einer offenen Forderung oder gar Forderungsausfall verbunden ist, durch den Verkauf an den Factor eliminieren. Gleichzeitig haben Sie innerhalb kürzester Zeit das Geld, was ihnen durch die erbrachte Leistung zusteht. Sie müssen nicht länger darauf warten, dass Rechnungen beglichen werden. Ihre Liquidität wird durch die Zahlung durch den Factor verbessert. Das bedeutet wiederum, dass die Eigenkapitalquote steigt. Die Bilanz der Firma wird verbessert – ein weiterer Vorteil.

Auch die Bonität Ihres Unternehmens kann auf mittlere Sicht verbessert werden. Es wird für Firmen leichter, Kredite zu beantragen. Weil die Liquidität des Unternehmens weitgehend dem tatsächlichen Umsatz entspricht, können Sie das sofort erhaltene Geld bei Bedarf leicht wieder investieren. Besonders in Phasen des Wachstums kann das entscheidend sein, um den Konkurrenten einen Schritt voraus zu sein. Der Verkauf von Forderungen kann einen Marktvorteil für Sie bedeuten. Gerade in Mittelstand-Unternehmen kann das einen enormen Vorteil bieten.

Bei akutem Liquiditätsbedarf sind Factoring-Lösungen deshalb gut geeignet. Es macht Ihre Finanzen übersichtlicher und planbarer. Außerdem hilft es bei der Finanzierung etwaiger Schulden Ihres Unternehmens. Eine eigene Rechnung können Sie schnell begleichen.

 

Welche Kosten entstehen beim Factoring?

Ob ein Kunde zahlt oder nicht, wirkt sich erheblich auf die Liquidität einer Firma aus. Dieses Risiko übernimmt Ihr Factoring-Anbieter. Sie können sich dann ganz Ihrer eigentlichen Firmentätigkeit widmen.

Mit dieser Leistung gehen bestimmte Kosten einher. Insbesondere hängen sie mit dem Mindestumsatz, den Zinskosten und weiteren Factoring-Gebühren zusammen.

Welche Kosten mit Factoring verbunden sind, hängt vor allem von drei grundlegenden Komponenten ab:

  • Die Factoring-Gebühr bemisst sich in der Regel am Bruttoumsatz des Factoring-Nehmers. Als Kunde zahlen Sie zudem unterschiedliche Beträge, je nachdem, für welche Leistung Sie sich entscheiden.
  • Die Prüfgebühr ist eine Pauschale, die pro Schuldner anfällt. Hiermit werden die unmittelbaren Kosten der Bonitätsprüfung gedeckt.
  • Hinzu kommen Zinsen. Der Zinssatz hängt insbesondere von bestimmten Referenzzinsen, etwa 3M-Euribor oder 1M-Euribor, ab.
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